Autonomes Fahren

Wir werden immer wieder aufgefordert, uns nicht für eine klassische Eisenbahn, sondern für einen modernen Nahverkehr mit autonomen Fahrzeugen einzusetzen. Das klingt grundsätzlich nicht falsch. Wir haben uns deshalb mit dem Thema auseinandergesetzt.

Bild 1: In Bad Birnbach fährt ein Autonomer Bus im normalen Straßenraum vom Bahnhof in das Kurgebiet (Foto: 8.4.2019)

Im spurgeführten Verkehr ist das automatische Fahren (ATO = Automatic-Train-Operation) schon seit Jahrzehnten eingeführt. So fährt zum Beispiel die U-Bahn München seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts vollautomatisch. Es ist aber noch Personal erforderlich, um Hindernisse auf dem Fahrweg zu erkennen und zu kontrollieren, ob die Türen bei der Abfahrt frei sind und nichts eingeklemmt ist. Die zwar sicherste, aber sehr teure Lösung, auf das Personal zu verzichten, sind voll abgeriegelte Fahrwege und Türen auch an den Bahnsteigen, also quasi ein waagerechter Fahrstuhl. Auf die Bahnsteigtüren kann man mittlerweile verzichten. So verkehren z.B. die Linien U2 und U3 der Nürnberger U-Bahn ganz ohne Personal an normalen Bahnsteigen. Auch bei oberirdischen, nicht vollständig abgeriegelten klassischen Bahnen ist man inzwischen sehr weit, wie ein aktueller Probebetrieb bei der S-Bahn Hamburg zeigt.

Bild 2 : Der Autonome Bus an der Endstation in Bad Birnbach (Foto: 8.4.2019)

Sehr viel schwieriger wird es, wenn autonome, nicht spurgeführte Fahrzeuge im öffentlichen Straßenraum verkehren. Bei den derzeit laufenden Probebetrieben, zum Beispiel in Bad Birnbach (siehe Bilder 1 und 2), reicht es noch nicht, Start und Ziel einzugeben. Vielmehr muss der gesamte Fahrtverlauf genau einprogrammiert werden. Erkennt das autonome Fahrzeug dann ein Hindernis, bleibt es stehen und muss durch mitfahrendes Betriebspersonal neu gestartet werden, wie auch nach jedem Türenschließen an den Haltestellen.

Die Geschwindigkeiten sind derzeit noch sehr niedrig, zum Beispiel in Bad Birnbach 15 km/h. Es kann aber erwartet werden, dass die technische Entwicklung rasch voranschreitet, die Geschwindigkeiten höher werden, die Fahrzeuge selbstständig starten oder das mitfahrende Personal durch eine Leitstelle ersetzt wird, die mehrere Fahrzeuge gleichzeitig steuert und überwacht.

Bild 3 : Während der Gartenschau in Lindau fuhr ein Autonomer Bus vom Gartenschaugelände eine Schleife durch die Stadt (Foto: 20.8.2021)

Bei Leutkirch – Isny kommt das Problem hinzu, dass das autonome Fahrzeug auf dem gleichen Fahrweg wie der heutige Bus und damit länger unterwegs wäre. Um schneller zu sein, benötigt man eine eigene Trasse, ebenso wie eine klassische Bahn, mit der es die Möglichkeit gibt, direkt und ohne umzusteigen nach Memmingen oder Aulendorf/Ravensburg zu fahren. Optimal erscheint daher eine klassische, aber autonom fahrende Bahn, sobald die Technik hierzu ausgereift ist. Autonome Busse können wir uns dabei als Ergänzung gut vorstellen, zum Beispiel zur Anbindung des Centerparcs oder im Stadtverkehr von Leutkirch und Isny.

Dieser Beitrag wurde von Andreas Schulz verfasst.