Erkenntnisse des 9€-Tickets
Das 9 € – Ticket für Bahn und Bus, den sogenannten Öffis, gilt zurecht als großer Erfolg. Es hat gezeigt, dass die meisten Menschen gern mit den Öffis fahren. Nach Befragungen nutzten etwa 35% der Bevölkerung das Ticket. Nur etwa 35% erklärten, dass die Öffis für sie grundsätzlich nicht infrage kommen. Die übrigen 30% hätten das Ticket gern genutzt, hatten jedoch keinen Anlass oder insbesondere auch kein passendes Fahrtenangebot. Dies entspricht auch früheren Forschungsergebnissen, nach denen etwa ⅓ der Bevölkerung die Öffis zwar nicht immer, aber regelmäßig (mindestens monatlich) nutzt, ein weiteres Drittel gelegentlich, z.B. ein- bis zweimal im Jahr zum Besuch der Oma in Berlin oder des Oktoberfests in München, und nur etwa ⅓ überhaupt nicht.
Das heißt, etwa zwei Drittel der Bevölkerung kann durch ein gutes Preis-/Leistungsangebot für die Öffis gewonnen werden. Dass das durchaus realistisch ist, zeigen die großen Metropolen, in denen dieser Anteil der Öffis zum Teil heute schon erreicht wird. In der Fläche, wie unserem Raum, sind solche Anteile natürlich unrealistisch. Andererseits zeigen die Erkenntnisse des 9 € – Tickets, dass auch hier durch Leistungsverbesserungen und attraktive Preise durchaus noch viel erreicht werden kann. Erste Ansätze gibt es auch im württembergischen Allgäu, wo zum Beispiel die neuen modernen Züge von GoAhead zwischen München, Memmingen, Leutkirch und Lindau sehr gut genutzt werden (Bilder 1 und 2).
Auch die modernen Regiobusse der RAB in Isny (Bild 3), die täglich von 5 Uhr (am Wochenende 6 Uhr) bis etwa Mitternacht durchgehend stündlich verkehren, im Berufsverkehr sogar halbstündlich, werden gut angenommen.
Wir haben uns deshalb, zugegeben etwas visionär, überlegt, wie ein flächendeckendes, optimales Öffi-Angebot auf Basis der Bahnreaktivierung in unserem Raum aussehen könnte (Bild 4).
Klar ist, dass das mit Bussen allein nicht zu schaffen ist, da es Bussen kaum gelingt, Autofahrer in ausreichendem Umfang zum Umsteigen auf Öffis zu bewegen (siehe Beitrag: „Vergleich zwischen Bahn und Bus“). Die Bahn zwischen Leutkirch und Isny ist daher unverzichtbar, ebenso Busse, die auf kürzeren Strecken die Zubringerfunktion übernehmen. Auch autonome Busse könnten einen wertvollen Beitrag zur optimalen Flächenerschließung leisten, sobald die hier noch bestehenden Probleme bei Technik und Akzeptanz gelöst sind. Damit könnte es zum Beispiel möglich werden, auch kleinere, abseits gelegene Orte, wie Beuren, Winterstetten oder Eisenbach zu bezahlbaren Konditionen in ein attraktives Öffi-Netz einzubinden.